Elektroautos als Firmenfahrzeuge – Unsere Erfahrungen

24. Juni 2023 durch
Elektroautos als Firmenfahrzeuge – Unsere Erfahrungen
Tess Födisch

Zugegeben – es macht Spaß, mit unseren Elektroautos den meisten Beistehenden an der Ampel bei grün einfach still und leise davonzubrausen. Keinen Gang einzulegen zu müssen und ein Motor, der direkt am Start ist. Dazu das gute Gewissen, keine schädlichen Emissionen in die Umwelt zu schießen. *

Wir entschieden uns vor anderthalb Jahren, unsere Verbrenner durch zwei Elektroautos zu ersetzen (Kia e-Niro & Kia e-Soul).

Hier sind unsere Erfahrungen, rein elektrische Firmenwagen zu haben.

Elektroautos und die Sache mit dem Tanken

Eine Ladesäule direkt am Büroparkplatz? Prima, nehmen wir! War allerdings doch nicht so einfach und zieht sich bis heute in die Länge. Mittlerweile hat man uns zwar eine Säule zugesichert (demnächst…), doch das Jahr ohne feste Lademöglichkeit war stressiger als erwartet. Natürlich kann man den einen Wagen mit zum Einkaufen nehmen und diesen bequem laden lassen – doch was ist mit dem zweiten?

Außentermine werden zur Ladesäulen-odyssee

Zu Terminen bei Kund:innen kommt man gerne pünktlich. Alles kein Problem, solange diese in der Reichweite des Autos liegen. Wenn nicht, ist die Planung bedeutend komplizierter. Man muss Ladezeit und -möglichkeiten einberechnen. Und was, wenn die Säulen besetzt sind? Dies kann, trotz Ausbau, von Zeit zu Zeit vorkommen und bei schlechtem Wetter sitzt man schon mal eine Stunde gelangweilt in der Pampa und starrt auf die langsam wachsenden Akkuprozente – alles in der Arbeitszeit.

Dank der Möglichkeiten, die eine Fernwartung bietet und in Kombination mit unserem Monitoring hält sich die Anzahl unserer Außentermine in Grenzen. Wäre das anders, wären wir mit den E-Autos schnell an unsere Grenzen gestoßen, insbesondere bei Kund:innen, die außerhalb Thüringens sitzen und nicht gut an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden sind.

Roadtrips mit Pausen

Unsere Fahrzeuge besitzen zwar eine relativ hohe Reichweite – der e-Niro kommt auf dem Papier auf 455 km, der e-Soul auf 452 km. Im Sommer. Denn Kälte macht den Akkus zu schaffen, deren Wohlfühltemperatur bei 20-40 °Celsius liegt. Im Winter vermindert sich die Reichweite teils deutlich, denn nicht nur der Innenraum möchte beheizt werden, der Akku braucht es ebenfalls warm und das frisst Energie. Laut ADAC im Schnitt und je nach Akku und Heizstrategie um 10-30 Prozent. Diese sollte man in den kalten Monaten unbedingt einkalkulieren, um nicht stromlos auf der Strecke zu bleiben. Auch die Ladezeit kann sich bei frostigen Temperaturen verlängern.

Begegnungen der anderen Art

Eines vor weg: Geschmack liegt immer im Auge des Betrachters, doch aus unserer Sicht gewinnen die meisten E-Autos keinen Schönheitswettbewerb. Unser weißes Modell wird von uns oft liebevoll „die Brotbüchse“ genannt. Das stört uns nicht weiter – auffällig ist aber, dass man immer mal wieder auf recht ungehaltene Mitbürger:innen stößt, die sich offenbar durch die Anwesenheit eines Elektroautos angegriffen fühlen. So wurden wir beispielsweise aufgefordert, in einer engen Straße 150m zurückzufahren, obwohl unser Gegenüber lediglich 3m zurücksetzen musste, damit beide Autos aneinander vorbeipassten. „Du Spinner in deinem E-Auto kannst ja wohl mal zurückfahren“ rief uns der sichtlich empörte Mann entgegen und ließ vor Wut den Motor heulen. Diese und andere Begegnungen hinterlassen einen bitteren Beigeschmack, obwohl das Fahrzeug dafür natürlich nichts kann.  Was es jedoch kann, ist sich blitzschnell und leise aus dem Staub zu machen.

E wie empfehlenswert? Unser Fazit

Notfalltermine bei Kunden außerhalb Thüringens im Winter – nicht so schön mit den Elektrofahrzeugen. Kundenbesuche innerhalb der Stadt dagegen sind mit den E-Autos prima. Die Autos sind außerdem leise, stoßen im Nutzungsbetrieb kein CO2 aus und lassen sich angenehm fahren. Außerdem werden sie steuerlich begünstigt.

Wir müssen ehrlich sagen, dass uns ausschließlich Elektrofahrzeuge als Firmenwagen nicht auf Dauer vorstellen können, schon gar nicht ohne feste Lademöglichkeit am Unternehmen. Insbesondere die teilweise unsichere Ladesituation bei Außenterminen und die Extrazeit, die für das „Tanken“ verloren geht neben der beschränkten Reichweite im Winter geben den Fahrzeugen einen Unsicherheitsfaktor, den man mit Verbrennungsmotoren nicht hat.

Rückblickend hätten wir uns wahrscheinlich nur für ein elektrisches Fahrzeug und einen Verbrenner entschieden.

* Dass die ganze Thematik mit der Elektromobilität viel komplizierter ist, wissen wir natürlich. Die Herstellung insbesondere der Akkus für Elektrofahrzeuge ist bei weitem nicht so grün, wie uns die Idee verkauft wird. Dennoch schneiden E-Autos in der Umweltbilanz vergleichsweise gut ab.


Elektroautos als Firmenfahrzeuge – Unsere Erfahrungen
Tess Födisch 24. Juni 2023
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